Ernährung
Die häufigste Ursache für eine chronische Übersäuerung ist eine unausgewogene Ernährung.1 Die westlichen Ernährungsgewohnheiten werden meist mit einer erheblichen Übersäuerung verbunden, die überwiegend auf einen hohen Verzehr von eiweißhaltigen Lebensmitteln und eine unzureichende Zufuhr von basischen Lebensmitteln beruht.
PRAL-Werte von basischen und säurebildenden Lebensmitteln
Um zu verstehen, ob Lebensmittel nach dem Verzehr und der Verstoffwechselung säurebildend oder basisch sind, haben Wissenschaftler eine Formel entwickelt, die den Säuregehalt von Lebensmitteln anhand ihres Gehalts an basisch oder säurebildenden Mineralstoffen misst und als PRAL (potential renal acid load) bezeichnet wird. Das PRAL-Berechnungsmodell von Remer und Manz (1995) zur Klassifizierung von säure- und basenbildenden Lebensmitteln berücksichtigt den Gehalt an basischen Mineralstoffen in Lebensmitteln sowie deren Resorption und Ausscheidung.2
PRAL-Berechnung
PRAL berechnet das Protein (welches schwefelhaltige Aminosäuren enthält) und subtrahiert den Gehalt an alkalischen Mineralstoffen (Kalium, Magnesium, Calcium) in Lebensmitteln:
(PRAL (mEq/d) = 0,49 × Protein (g/d) + 0,037 × P (mg/d) – 0,021 × K (mg/d) – 0,026 × Mg (mg/d) – 0,013 × Ca (mg/d)
Lebensmittel werden nach ihrer potentiellen Säurebelastung der Nieren klassifiziert, d.h. der Menge an Säure oder Base die nach Verzehr von 100 g eines bestimmten Lebensmittels über die Nieren ausgeschieden werden muss. Negative PRAL-Werte haben gemäß Definition einen Überschuss an Basen, da sie keine Säurelast verursachen. Bei positiven Werten liegt ein Säureüberschuss vor. Alle Werte sind in Milliäquivalenten (mEq) angegeben, welche eine Einheit für den Säure- oder Basenüberschuss des jeweiligen Lebensmittels darstellt.
Ernährungsbedingte Säurelast
Die westlichen Ernährungsgewohnheiten sind meist mit einem erheblichen Säureüberschuss verbunden. Dies ist im Wesentlichen auf den hohen Verzehr von eiweißhaltigen Lebensmitteln in Verbindung mit einer unzureichenden Aufnahme von basischen Lebensmitteln zurückzuführen. Eine Hauptquelle für die Pufferung im Körper ist die Aufnahme von basischen Mineralstoffen, die an organische Anionen gebunden sind. Die organischen Basen neutralisieren die aus dem Eiweißstoffwechsel stammende Säure und tragen dazu bei, das Säure-Basen-Gleichgewicht herzustellen.2 Die heutzutage übliche Mischkost führt zu einer durchschnittlichen Säurelast von ca. 50–100 mEq/Tag.4
Kalorienreduzierte Ernährung und Fasten
Das Ziel einer kalorienreduzierten Ernährung ist der Abbau von Körperfett, woraus eine Gewichtsabnahme resultiert. Dies führt zur Bildung von Ketosäuren, die aus dem oxidativen Abbau von Fettsäuren entstehen und den Stoffwechsel mit Säure belasten. Bei einer eiweißreichen Ernährung (z.B. Atkins-Diät,Low-Carb/Keto-Diät, Diäten mit Mahlzeitenersatz), wird durch den Abbau von Proteinen eine zusätzliche Säurelast verursacht. Diese Azidose führt zu einer erhöhten Netto-Säureausscheidung (NAE) im Urin, begleitet von einem pH-Wert-Abfall im Urin.6
Chronische Krankheiten
Bestimmte Krankheiten können sich negativ auf den Säure-Basen- Haushalt auswirken. Diabetiker haben aufgrund ihrer häufig eingeschränkten Nierenfunktion ein höheres Risiko einer Azidose. Chronische Nierenerkrankungen und Hyperurikämie/Gicht verringern die Ausscheidung von Säure und begünstigen daher eine höhere Säurelast. Eine Azidose oder eine säurelastige Ernährung beeinträchtigt wiederum die Nierenfunktion3 und die Fähigkeit, die Gicht-verursachende Harnsäure auszuscheiden.
Alter und eingeschränkte Nierenfunktion
Die Niere ist das einzige Organ, das aktiv Säure ausscheiden kann. Mit zunehmendem Alter nimmt die Nierenfunktion ab und damit auch die Fähigkeit, Säure auszuscheiden.7 Dies hat zur Folge, dass der Blut-pH-Wert innerhalb des Normalbereich absinkt, wie auch die Bikarbonatkonzentration im Blut. Ältere Menschen haben daher ein erhöhtes Risiko für eine latente Azidose, da die Säure nicht mehr ausreichend ausgeschieden und neutralisiert werden kann.